von Julia Grammel
 
Die Mitarbeiter*innen der Supermärkte und Discounter freuen sich über einmalige Sonderleistungen und -zahlungen. Die Arbeitgeber*innen honorieren die derzeitige hohe Arbeitsmehrbelastung und verteilen Corona-Zuschläge. Die Freude darüber wird sich bei den Mitarbeiter*innen wohl in Grenzen gehalten haben. Die Höhe der Geldleistungen oder der Wert von Warengutscheinen, die die Handelsketten zusätzlich zum vereinbarten Gehalt geleistet haben, bewegen sich zum Teil auf Trinkgeldhöhe. Warengutscheine sind zwar im Gegensatz zu Geldleistungen steuerfrei, sie müssen aber meist auch beim Arbeitgeber oder der Arbeitgeberin eingelöst werden. Die großen Discounter haben überwiegend Warengutscheine ausgehändigt. 
 
Der Lebensmittelhandel verzeichnet momentan ein starkes Umsatzplus. Das Corona-Dankeschön spiegelt eigentlich nur die geringe Wertschätzung der Arbeit wider, die das Personal an vorderster Front im Handel schon immer erfahren hat. Die geringe Bezahlung im Lebensmittelbereich ist allgemein bekannt. Grundsätzlich müssen höhere tarifliche Bezahlungen her und das nicht nur während einer Pandemie.
 
Die Arbeit im Handel wird überwiegend von Frauen geleistet. Zum Teil arbeiten sie „Geringfügig“, weil sie gezwungen sind, dass Einkommen der Familie aufzubessern und nicht Vollzeit zur Verfügung stehen können. Gerade selbständige Kaufleute der Handelsriesen wie Edeka und Rewe stellen gerne Frauen auf 450 Euro Basis ein. Altersarmut ist damit vorprogrammiert. Die Sondervergütungen der Handelsketten sind bekannt, wie viel die Selbständigen ihren Kassierer*innen und Packer*innen zahlen, bleibt im Dunkeln.
 
In Frankreich fielen die Corona-Boni höher aus. Lidl soll seinen Beschäftigten dort einmalig 1000 Euro gezahlt haben. Generell stehen die Sonderzahlungen und -leistungen in keinem Verhältnis zur momentanen Arbeitsmehrbelastung und der Gefahr, sich anzustecken. Die Umsatzzahlen und Gewinnspannen im Handel rechtfertigen grundsätzlich eine bessere tarifliche Bezahlung. Leider verfügen Frauen, die im Handel arbeiten, über keine starke Lobby.
Bleiben Sie gesund!

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