Von Julia Grammel
Schüler*innen lernen zurzeit im digitalen Klassenzimmer Zuhause. Der Kontakt zwischen Schule, Lehrer*innen und Schüler*innen erfolgt via Internetleitung. Diese Unterrichtsart erfordert eine bestimmte technische Ausstattung.
Über einen Internetzugang, PC oder Laptop verfügen aber nicht alle Schüler*innen. Gerade Kinder aus Familien mit geringem Einkommen oder aus Familien mit Migrationshintergrund sind hier benachteiligt. Die meisten Schulen gehen davon aus, dass das technische Equipment vorhanden ist und erwarten es auch. Das Problem ist nicht neu. Schon vor Corona war improvisieren angesagt, wenn es darum ging, die digitalen Anforderungen der Schule zu erfüllen. So werden nun Hausaufgaben handschriftlich angefertigt, mittels eines Smart-phones fotografiert und an die Lehrkraft gesendet. Umständlich und manchmal durch eine bestimmte Aufgabenstellung nicht möglich.
Und man offenbart seine Armut durch die Art des Hausaufgabenzugangs, weil die Schule Informationen über die häusliche mangelhafte digitale Ausstattung erhält. Es gibt natürlich technikzugewandte Familien, die ganz bewusst auf eine totale Digitalisierung im häuslichen Umfeld verzichten wollen. Für sie ist es finanziell machbar, technisch nachzurüsten.
Präsenzunterricht wird Homeschooling bald wieder ablösen. Die digitale Technik wird aber zukünftig einen immer größeren Anteil am Schulalltag einnehmen. Bundesmittel stehen den Schulen dafür schon längere Zeit zur Verfügung. Bisher haben nur wenige Schulen diese Mittel abgerufen. Um Schüler*innen aus einkommensarmen Familien zu unterstützen, zahlt der Bund 150 Euro für Schulbedarf. Der Betrag reicht allenfalls für die Anzahlung eines Laptops und ohne einen Internetzugang ist die Anschaffung sinnlos. Sinnvoller wäre es, die Schulen mit ausreichenden Leihgeräten auszustatten, damit sie kostenlos an Schüler*innen verliehen werden können. Ebenso kann der Gesetzgeber den Abschluss von Internetverträgen für Familien mit schulpflichtigen Kindern erleichtern, indem er Rabatte für diese einräumt. Das akute Problem einiger Schüler*innen ist das Ergebnis einer Bildungspolitik, die Kinder aus
Familien mit geringem Einkommen wieder einmal benachteiligt. Wenn eine Gesellschaft nicht allen Kindern die gleichen Chancen ermöglicht, passiert das mit Absicht. Sie spaltet und will eine klare Klassenteilung und -trennung nicht aufgeben.
Bleiben Sie gesund!