In der Ausgabe des STADT-ANZEIGER WEST vom 22.10.20 ist ein Artikel zu der sogenannten "Trinkerszene" an der Stadtbahnhaltestelle Eichenfeldstraße zu lesen. Dieser Artikel geht auf einen Antrag der CDU Fraktion im Stadtbezirksrat Ahlem-Badenstedt-Davenstedt im Juni ein.
Julia Grammel (DIE LINKE.) wird dort mit folgenden Worten zitiert: "Ich finde den Antrag der CDU schäbig. Es schändlich, von einer Trinkerszene zu sprechen." Dem Obdachlosen, wird das Dach genommen. Der Antrag von Julia Grammel Straßensozialarbeiter im Stadtbezirk einzusetzten wurde von der Verwaltung abgelehnt.
Das Problem werde mit dem Auflösen der Szene aber nicht gelöst, sondern nur verschoben betonte Rene Rosenzweig von den Grünen.
Wie oft denken wir an unser Bett? Wohl eher selten. Für viele Menschen ist ein eigenes Bett keine Selbstverständlichkeit. Die Zahl obdachloser Menschen in Hannover steigt stetig. Über 450 von ihnen müssen auf der Straße leben und schlafen. Annähernd 5000 sind ohne Wohnung. Wohnungslose kommen zum Teil bei Freunden oder Verwandten unter. Das Problem ist schon lange keine reine Männersache mehr. In beiden Gruppen ist der Anteil von Frauen in den letzten Jahren stark gestiegen. Problematisch, wenn Frauen gezwungen sind, Beziehungen einzugehen, die sie mit eigenem Bett nicht eingehen müßten. Auch kann das Leben auf der Straße in den Wintermonaten lebensbedrohlich sein. Im letzten Winter sind Obdachlose in Hannover erfroren.
Für mich ein Grund, einen Antrag zu stellen (Drucksache Nr. 15-3020/2019 der Landeshauptstadt Hannover), der die Öffnung der Flüchtlings- und Obdachlosenunterkünfte in Frostnächten im Stadtbezirk für Obdachlose forderte, die sich ständig in Ahlem, Badenstedt und Davenstedt aufhalten. In der Bezirksratssitzung vom 5. Dezember 2019 fand mein Antrag die Zustimmung aller politischen Vertreter*innen des Bezirksrates. Der Fachbereich für Unterbringung der Stadt Hannover reagierte schnell. Seit dem 23.12.19 stehen 30 Notschlafplätze in Ahlem (Ahlemer Holz) für Obdachlose zur Verfügung. Die kostenlose Aufnahme ist dort ohne Anmeldung und ohne Vorsprache möglich. „Danke für das Bett“, so ein Betroffener im Stadtbezirk über die Wintermaßnahme. Notschlafplätze lösen das Problem der Obdachlosigkeit aber nicht. Notunterkünfte ohne Privatsphäre mit den bekannten Problemen wie Alkohol- oder Drogensucht, Diebstähle und psychische Erkrankungen der Hilfesuchenden werden meist gemieden und nur aufgesucht, wenn es gar nicht mehr anders geht, in Notfällen eben. Wer einmal aus dem System fällt hat fast keine echte Chance, den Weg wieder zurückzufinden. Betroffene brauchen Unterstützung und vor allem Empathie. „Ihr sprecht über uns, aber nicht mit uns“, ein oft zitierter Satz von Obdachlosen. Eine respektvolle Betreuung und ein eigenes Zuhause sind Garanten für eine Rückkehr in die Gesellschaft.
Julia Grammel für die Linke. Stadtteilgruppe West
von Julia Grammel
In seiner Sitzung vom 6.2.20 hat sich der Bezirksrat einstimmig für die Pflanzung von Bäumen in der Lenther Str. ausgesprochen, siehe mein Antrag Drucksache 15-0097/2020 der Landeshauptstadt Hannover. Auf dem ehemaligen Radweg zwischen Siegfriedweg und Rüdigerweg werden Bäume, wenn die Verwaltung der Stadt Hannover dem Antrag folgt, nicht nur die kahle Trostlosigkeit beseitigen, sondern zukünftig auch als Schattenspender dienen. Die Lenther Str. heizt sich in den Sommermonaten in diesem Bereich besonders auf, weil Bäume, die für Abkühlung sorgen, fehlen. Die Finanzierung erfolgt durch das 1000 Bäume Programm, das wieder neu aufgelegt wurde und noch Mittel für Bäume bereithält.
Auch habe ich den Bezirksrat für den Einsatz von Straßensozialarbeiter*innen in unserem Stadtbezirk gewinnen können, siehe Drucksache 15-0098/2020 der Landeshauptstadt Hannover. Die Schere zwischen Arm und Reich, Gewinner*innen und Verlierer*innen wird in unserer Gesellschaft größer. Viele Menschen fühlen sich einfach „abgehängt“. Auch im Stadtbezirk nehmen wir diese Entwicklung auf öffentlichen Plätzen wahr. Gezielte Straßensozialarbeit hilft den Menschen adäquat, weil sie über Hilfsangebote und Kontaktadressen unbürokratisch vor Ort informiert. Der von der Stadt Hannover eingesetzte Ordnungsdienst hat nicht die Aufgabe, Menschen in prekären Lebenslagen auf der Straße zu helfen und zu beraten. Auch steigt die Zahl der Menschen, die auf der Straße leben müssen stetig. In der Innenstadt ist das Problem sehr sichtbar. Das nicht „optisch entsprechende“ Erscheinungsbild wurde zum Teil durch Vertreibung aus dem City Kern gelöst und in andere Stadtbezirke verlagert. Damit wird der Einsatz von Straßensozialarbeit in den Stadtteilen notwendig. Die Stadt Hannover setzt bislang ambulante Sozialarbeiter*innen nur im Innenstadtbereich ein.